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Die Friedensautoren mit Texten

27. Oktober 2008 1 27 /10 /Oktober /2008 18:26

Alle Erinnerungen an Krieg und Bombenterror möchte man gern vergessen. Aber wir dürfen es nicht, solange Kriege noch Mittel der Politik sind.

1936 begannen die deutschen Faschisten mit Luftangriffen auf Spanien, diese noch grausamer zu führen.

Bombenangriffe wurden dann auch von anderen Krieg führenden imperialistischen Ländern aufgegriffen.

1999 beim Überfall auf die Souveränität Jugoslawiens war Deutschland beim Luftterror wieder dabei.

 

Bis heute bedienen sich die imperialistischen Staaten- vor allem die USA der Luftangriffe, die als Luftschläge verharmlost, sowie Opfer unter der Zivilbevölkerung billigend einkalkuliert werden.

Dazu dürfen wir nicht schweigen.

 

Darum möchten wir mit einem Auszug aus unserem Episodenbüchlein „Und weiche keinen Cico breit“ zum Thema Frieden beitragen.

 

Vier Wochen später- es war wohl im Jahr 1940- wurde ich mit noch einem 14- jährigen Jungen nach Hannover ins Stephanstift, einem kirchlichen Erziehungsheim gebracht; Schule, Kirche, Speisesaal, Aufenthalts- und Schlafräume für etwa 200 Kinder- alles befand sich auf einem Gelände.

In diesem Stephanstift verbrachte ich fast vier Jahre meiner Kindheit

mit sehr widersprüchlichen und grausamen Erziehungsmethoden. Der Schulhof wurde für einige Erzieherinnen zum Exerzierplatz, die mit uns in den einzelnen Abteilungen umgingen, wie die Wehrmachtsspieße mit ihren Rekruten- „Achte auf Daumen- auf nieder, auf nieder!“

Im Sommer war nach der Schule Feldarbeit angesagt, Unkraut jäten,

Möhren verziehen und was so anfiel.

Einmal erging es mir schlecht- die Erzieherin erwischte mich mit den

Hosentaschen voller Möhren; denn Hunger war unser ständiger Begleiter. Die Strafe war: kein Abendbrot am Tisch- sondern in der Ecke stehen- ohne was!

Jeden Sonntag marschierten wir- HJ- Lieder singend- bis zur stiftseigenen Kirche. An der Tür hieß es dann: „Lied aus, Abteilung halt! In einer Reihe marsch!“

Im Kirchenraum wurden dann andere Lieder angestimmt, da durften wir „Jesu Schäflein“ sein.

 

Als die angloamerikanischen Bombenangriffe- insbesondere auf den Raum Hannover- zunahmen, wurde ein großer Teil der Jungen nach dem etwa acht Kilometer entfernten Rittergut Kronsberg evakuiert.

Die Lebensbedingungen änderten sich für uns Jungen zwischen 10 und 14 Jahren insofern, dass die Arbeit auf den Feldern noch schwerer wurde. Die Kleineren wurden meist zum Kartoffelschälen und Strümpfestopfen eingeteilt.

 

Im Herbst 1943 wurden wir in der Schulpause- ohne Voralarm- von einem über unserem Gelände kreisenden englischen Flugzeug überrascht. Es flog so tief, dass man den „Tommy- Punkt“ deutlich erkennen konnte. In der Nacht wussten wir dann, warum. Die Sirenen heulten Fliegeralarm und wir mussten in den Luftschutzkeller. Dann schlugen auch schon die Bomben ein, die Sprengbomben glücklicherweise neben die Häuser, aber die Brandbomben verfehlten nicht ihr Ziel.

Sämtliche Gebäude standen in Flammen. Einige Kinder schrieen nach ihren Kameraden, die in die Arrestzellen eingesperrt waren- aber die Erzieher mit den Schlüsseln waren zu feige, nochmals nach oben zu laufen. So verbrannten sie am lebendigen Leibe. Über uns brannte das Gebäude ab. Bevor die Wände einstürzten, konnten wir uns aus dem brennenden Haus befreien.

Die Häuser waren im Carre angeordnet- in der Mitte die Kirche, die als einziges Gebäude nicht brannte. Wir suchten dort Schutz- aber nicht für lange, sie war wohl vom Luftdruck so zerstört, dass von oben Steine auf uns herab fielen. Für den Rest der Nacht flüchteten wir aufs offene Feld- und harrten in einem Bombentrichter aus. Am nächsten Morgen wurden wir zu Fuß wieder zurück zum Stephanstift geführt. Bis auf die zwei Jungen im Arrest überlebten alle etwa 150 Kinder. Diese beiden Jungen waren drei Tage lang- bei Wasser und Brot- eingesperrt worden, nur weil sie ausgerissen waren.

Dieses Erlebnis lässt mich bis heute nicht mehr los. Ich halte jegliche Luftangriffe auf die Zivilbevölkerung für das schlimmste Verbrechen!

Das ist Terrorismus!

 

Ich schlage diesen Text vor als Friedenstext des Monats. 

 

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Kommentare

W
Hallo,ich wurde am10.12.1964 vom Jugendamt Westerstede als 16 Jähre in diesem Erziehungsheim gebracht.Ich kann nur soviel sagen es war die Hölle.<br /> Gruß<br /> W.Gericke
Antworten
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Hallo,ich wurde am10.12.1964 vom Jugendamt Westerstede als 16 Jähre in diesem Erziehungsheim gebracht.Ich kann nur soviel sagen es war die Hölle.<br /> Gruß<br /> W.Gericke
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