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Die Friedensautoren mit Texten

2. November 2008 7 02 /11 /November /2008 11:56

Der Wind fegte welkes Laub über die Straße. In Berlin. Und dort, neben einem Gully, hockten drei Spatzen. Sehr hungrig. Denn nichts fand sich zu picken, rein gar nichts.

Der älteste Spatz klagte: „Seht, zwar reiten die Menschen gummibeschlagene Pferdestärken, doch, was nützt das? sie hinterlassen nur blauen Dunst. Und davon können wir nicht leben“.

„Auch auf das Taubenfutter ist kein Verlass“ piepste der Jüngste „es könnte vergiftet sein“.

Dann nörgelte der in den besten Jahren. „Ja“, räsonierte er „die Mauer der menschlichen Ich-Bezogenheit ist daran schuld; wer, ja wer denkt so voll voller Völle, jetzt im Winter, an uns armselige Kreaturen, die verbunden mit dieser Stadt, legendären Ruf genießen? Keiner. Und darum müssen wir darben“.

Er sah seine Gefährten traurig an und sträubte das Gefieder. Die beiden Artgenossen nickten.

Plötzlich erklang aus der Nebenstrasse Hufeisengeklapper. Ein aus früherer Zeit vertrautes Geräusch. Der Älteste drehte den Kopf und rief: „Hört, hört, gleich gibt es was zu picken!“

Freudig schlugen die drei Spatzen mit den Flügeln und tschilpten dem um die Ecke biegendem Brauereigespann, den zwei gut in Futter stehende Pferde zogen, ein herzliches Willkommen entgegen.

Nur sechs Flügelschläge entfernt hielt das Fuhrwerk. Im Nu waren sie dort und setzten sich in die Nähe des Ausgangspunktes der Erwartung.

Die beiden Pferde hoben und senkten die Schweife. Wie verlockend sie es taten. Drei hungrige, spitze Schnäbel folgten dem Auf und Ab. Weil der Jüngste so ein Schauspiel noch nie erlebt hatte, trieb ihn die Neugierde gleich hinter die Hufe des einen, von dem er erwartete nicht enttäuscht zu werden. Tatsächlich. Der Schweif über ihm hob sich hoch und höher. Warnendes Tschilpsen der Alten wurde laut. Doch was kümmerte in diesem Augenblick dem Jüngsten das Geschilpse der Alten. Steil reckte er den Schnabel in die Höhe.

Und jetzt fiel der Segen. Der Jüngste war so überrascht, dass er nicht zur Seite hüpfte; das war sein Fehler.

Denn, gefangen saß er nun in einem sonderbaren Käfig.

Die beiden Alten blickten erschreckt auf das Geschehene. „Wir müssen helfen“ piepste bestürzt der Ältere. „Warte“ tschilpte der andere „da kommt eine Katze“.

Geduckt schlich ein schwarzer Kater über den Damm und war mit einem Satz am dampfenden Käfig, wühlte ihn auf und schon hielt er den zappelnden Spatzen im Maul. Es dauerte nur drei Tschilper und der Spatz war verschlungen. Es war ein Grausiges Bild, das sich den Alten bot, vor Schreck standen ihnen die Federn zu Berge.

Jetzt visierte der Kater die beiden Alten an, leckte sich das Maul und wollte springen. Aber eine der gummibeschlagenen Pferdestärken brauste vorbei und verjagte die Spatzen. Sie flohen auf einen nahen Baum. Wütend sah ihnen der Nimmersatt nach.

  „Sieh“ tschilpte, jetzt in Sicherheit auf dem Ast sitzend, der ganz Alte „nicht immer sind die, die uns helfend besudeln falsche Freunde; aber die, die uns befreien, vor denen sei gewarnt, denn die fressen uns mit Haut und Federn!“


Ich schlage diesen Text vor als Friedenstext des Monats.

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