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Das Friedensblog sammelt Friedenstexte interessierter, engagierter moderner Autoren.

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Die Friedensautoren mit Texten

11. Oktober 2008 6 11 /10 /Oktober /2008 18:57

Alle sagen, wir brauchen Frieden,

trotzdem tun die Menschen sich bekriegen.

Frieden ist zwar nur ein kleines Wort,

es gab ihn hier und da und dort.

Doch Frieden währte überall nicht lang,

viele lebten in Angst und Bang’.

Wie soll Frieden funktionieren,

wenn Menschen selten was kapieren?

Scheinbar können sie’s nicht lassen,

sich zu töten, sich zu hassen.

Wo ist der Mensch, den ich einst kannte,

der gut und edel sich einst nannte?

Zu wahren Monstern sind wir gar mutiert,

uns fremdes Elend wenig interessiert.

Uns interessiert doch nur was heute ist,

die nach uns Kommenden dabei vergisst.

Der Mensch will hinaus und nach oben,

das Leben der anderen tut er nicht schonen.

Ausgeraubt hat er die Natur,

denkt doch an sich selber nur.

Der Mensch träumte oft vom großen Frieden,

tat dennoch in den Krieg dann ziehen.

Es sind Menschen wie du und ich,

trotzdem hassen, töten sie sich.

Warum, frag’ ich, tun Menschen das?

Warum haben sie am Töten Spaß?

Ich würde alles für Frieden und Gerechtigkeit geben,

denn nur so lässt es sich doch wirklich leben.

Doch liegt das Wohl nicht in der Natur des Menschen,

er wird nie aufhören, gegen sich selber zu kämpfen.

Und irgendwann, so glaube mir,

stehen wir vor den Ruinen hier.

Dann erst fangen wir zu fragen an:

Was war gewesen und was kommt dann?

Doch dann mein Kind, ist es zu spät,

wenn nichts mehr auf der Erde lebt.

Auf diesem einst so herrlichen Planeten

wird es bald kein Leben mehr geben.

Versagt haben wir und nichts getan,

der Zug ist viel zu lang schon abgefahren.

Ich schlage diesen Text vor als Friedenstext des Monats.

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11. Oktober 2008 6 11 /10 /Oktober /2008 17:11

Schnelle Schritte. Irgendwo. Irgendwo hinter ihm. Heißer Atem. Ganz in der Nähe. Wieder Schritte, dieses Mal sind sie näher, lauter. Steine knirschen unter harter Sohle.

Ein nervöses Zucken der Augenlider, irgendwo in einer Seitengasse, ein verzerrtes Lächeln. Eine Fratze. Kalter Schweiß auf gerunzelter Stirn. Ein lautloser Schrei direkt vor ihm. Wieder ein zahnloses Grinsen.

Dann wieder diese Schritte. Ganz nah. Fast schon neben ihm. Kein Speichel mehr, um zu schlucken, nur noch eine trockene Kehle und das Hämmern des eigenen Herzens.

Er hält inne, lehnt sich verzweifelt gegen die nächste Hauswand, seine Beine scheinen nachzugeben. Tief holt er Luft und schließt seine Augen krampfhaft.

Noch immer hört er die schneller werdenden Schritte in seinem Kopf, zusammen mit Stimmen und den Fratzen alter Zahnloser am Wegrand. Ekel überkommt ihn und er beugt sich vorne über.

Schwer atmend streicht er sich das schweißnasse schwarze Haar aus dem Gesicht. Seine Hand berührt seine glatten Wangen.

Move it!“

Er erstarrt, langsam hebt er seinen Blick. Dunkel und nichts sagend blicken seine braunen Augen in blaue.

Der Mann vor ihm trägt Uniform. Grün und braun gemustert mit einer Flagge am Ärmel. Leer erscheinen seine Augen plötzlich. Leer und gefühllos.

Move it!“ Wieder die tiefe Stimme mit deutschem Akzent, wieder die aufdringlichen Augen in stechendem Kontrast zur roten Kopfbedeckung. Wieder der Gedanke an die schussbereite Waffe in der Hand des Soldaten.

Er nickt kurz und richtete sich wieder zu voller Größe auf. Sein Hemd ist schmutzig und seine Schulterblätter bohren Sshmerzhaft in die Hauswand. Sich vorsichtig abstoßend tritt er wieder auf die Straße.

Wieder die Menschenmenge um ihn herum. Seine Schritte sind fest und zielstrebig. Er muss hier weg. Wie Pfeile aus reinstem Feuer fühlt er die Blicke des Soldaten in seinem Nacken, als die schweren Militärfahrzeuge an ihm vorbeihetzen. Mehr blaue Augen.

Er schließt die seinen und verschwindet unbemerkt in einer kleinen Gasse. Gesegnete Stille umgibt ihn. Er fühlt sich schwer.

 

~~o~o~~

 

Sie ist ein Jahrtausendkind. Geboren im März 2000. Ungeplant und unerwünscht. Nur ein weiteres Mädchen, das verheiratet werden musst, bevor der Vater stirbt.

Nur ein weiteres Mädchen, um das es sich zu kümmern gilt.

Zur Schule geht sie nicht, wie auch?

Sie ist ein Mädchen und nichts als trockener Boden und zerfallene Militärbasen erstreckten sich hinter dem Grundstück ihrer Familie.

Ihr Vater, ein Mann, dessen Augen kleinen Löchern gleichen, ist gezeichnet vom Krieg des vergangenen Jahrhunderts. Nie spricht er ein Wort.

Er sitzt und denkt, verloren in sich selbst mit schwarzen Augen und tiefen Furchen in den Wangen.

Ihre Mutter ist ergraut, was aber der Welt verborgen bleibt, ihr Gesicht, zergerbt vom Licht der Sonne und dennoch blass und kränklich lässt sie um Jahre altern.

Das Mädchen folgt ihr. Nackte Füße auf heißem Boden und dennoch leichtfüßig springend. Ihre kleinen, olivefarbenen Hände streifen sacht den bläulich grauen Stoff der Burqa, deren Saum ausgefranst ist. Sie wundert sich, dass ihrer Mutter nicht viel zu heiß ist.

Moor!“, ruft sie lachend und umfasst die rauen Hände ihrer Mutter. Angekaute Nägel hinterlassen Abdrücke. „Moor, ayā!

Sie tanzt. Wie jedes siebjährige Mädchen tanzt sie, obgleich der Trockenheit um sie herum, obwohl sie nicht sagen kann, ob ihre Mutter sie überhaupt ansieht, denn ihre Augen kann das Mädchen durch die kleinen Schlitze ihrer Burqa nicht erkennen.

 

~~o~o~~

 

Es riecht nach Kot und Abfall, mehrere Hunde schleichen in der kleinen Gasse um ein Stoffbündel. Der Mann schenkt ihnen keinen Blick. Starr fixiert er die Wand vor sich.

Orange mit Rillen, Furchen und Löchern. Irgendwo über ihm muss ein Fenster offen sein. Der Geruch von geräuchertem Fleisch steigt in seine Nase und er kann die Fliegen hören.

Wieder steigt das Gefühl von Übelkeit in ihm auf, seine Hände umfassen krankhaft seinen gewölbten Bauch. Das braune Klebeband scheuert seine Haut auf. Er schließt wieder die Augen.

Die Lippen sanft geöffnet, wie zum Sprechen eines Gebets, lässt er seine Hände gegen die Wand fallen, dann gleitet er an ihr hinab. Zusammengekauert bleibt er sitzen, legt seinen Kopf auf seine Knie.

Er flüstert. Leise abgehackte Worte, unverständlich, selbst für ihn. Worte, deren Bedeutung sich ihm nicht erschließt, deren Bedeutung andere ihm versuchten zu sagen. Ihn verleiteten zu glauben, zu handeln, hier zu sein.

Wie ein bereits Sterbender klammert er sich an jene Worte, als könnten sie seine rauen Lippen verlassen, emporsteigen und ihn mit sich ziehen. Jetzt schon. Einfach entschlafen.

Die höher steigende Sonne streift sein Gesicht. Seine Augen noch fester zusammenkneifend versucht er ihre Existenz zu ignorieren. Der dicke Gürtel um seinen Bauch drückt nun immer schmerzhafter. Er muss aufstehen.

Atemlos wiederholt er ein letztes Mal sein Stoßgebet, dann erhebt er sich.

 

~~o~o~~

 

Ihr schwarzes Haar ist widerspenstig, kaum zähmbar, immer bemüht ihren Kopf vollkommen zu umgeben und von ihren großen, schwarzen Augen abzulenken, die neugierig aber ohne Bewegung die Umgebung aufnehmen.

Der Bus ist alt und die Fenster sind teilweiße zerbrochen und notdürftig mit Klebeband repariert. Jede Frau hier trägt dunkle, verhüllende Gewänder und die Kinder sitzen zwischen Vater und Mutter auf schmalen Sitzen.

Sie beobachtet den Fahrer des Busses vor sich. Er ist dürr und sie erkennt dicke, wulstige Blutadern unter seiner pergamentähnlichen Haut. Seine weiße Kleidung bewegt sich unablässig im Fahrtwind, der durch das geöffnete Seitenfenster neben ihm in den Innenraum des Fahrzeuges strömt.

Die Straße ist uneben, Schlaglöcher regelmäßig alle fünfhundert Meter. Kleine Brücken und Dörfer links und rechts. Ab und zu ein Viehtransport und natürlich das Militär.

Das Mädchen reckt neugierig ihren Hals, als der offene Jeep den Bus seitlich überholt. Ihr Vater stößt sie grob zurück. Sie streicht sich die schwarzen Haare wieder aus dem Gesicht und folgt den Wagen mit den Augen. Sie alle haben Buchstaben eingeritzt und der blanke Stahl glitzert im Licht der aufgehenden Sonne. Sie kann nicht lesen, was darauf geschrieben ist.

Wieder ein Schlagloch.

Ihre Beine baumeln über dem Boden und sie kaut nervös auf ihrer Unterlippe. Sie blutet leicht.

 

~~o~o~~

 

Für einen kurzen Atemzug lehnt er sich noch gegen die Wand, dann streicht er sein Hemd erneut glatt und presst das Klebeband ein letztes Mal fest an seinen Bauch. Niemand wird vermuten. Niemand wird erkennen.

Vorsichtig setzte er Schritt vor Schritt. Seine Beine scheinen weich und neigen dazu auszubrechen und seitlich einzuknicken. Er geht langsamer und betrachtete die Straße vor sich.

Ein alter Mann sitzt wenige Meter entfernt vor seinem Haus auf einer alten Bank. Er raucht eine amerikanische Zigarette. Seine braunen Lippen pressen sich fest um die gefüllte Papierrolle, Tabak fällt zu Boden, dunkle Augen leuchten, als der graue Qualm in seinen Mund eindringt um kurze Zeit später durch seine breiten Nasenlöcher wieder zu entweichen. Er lacht sein zahnloses Lachen und winkt dem anderen zu.

Für einen Moment betrachten sie sich und der Jüngere spürt den Blick des anderes auf sich ruhen, wie er langsam tiefer wandert und an seinem Bauch hängen bleibt. Er dreht sich um und geht.

Auf der Straße erkennt man noch immer die Reifenspuren der Militärfahrzeuge. Seine Schritte werden schneller. Dann verschwindet er in der Masse und wartet.

 

~~o~o~~

 

Ihr Vater geht voran. Forschen Schrittes überquert die Straße und schlängelt sich durch die Markstände hindurch. Seine Frau folgt. Sie hält Abstand. Genug, um ihr Gesicht zu wahren aber nicht zu viel um allein zu sein.

Das Mädchen weicht nicht von ihrer Seite.

Ihre Füße berühren harten Boden. Härter als zuhause und überall der Lärm. Sie mag die Stadt.

Ein anderes Mädchen sieht sie neugierig an. Sie lächelt, aber dann muss sie auch schon weiter. Zum nächsten Stand.

Tänzelnd folgt sie den Reifenspuren.

Zwischen all dem weiß, grau, blau und schwarz erkennt sie plötzlich grün. Ein großer, runder Platz, umgeben von kleinen Ständen gefertigt aus altem Holz und dahinter Männer.

Viele. Wie viele kann sie nicht sagen, aber es sind viele.

Eine große Hand umschließt ihre Schulter und drückt sie gegen die Stufen eines Hauses. Die dunklen Augen ihres Vaters befehlen ihr zu warten. Sie setzt sich.

Dann wandert ihr Blick wieder zu den Soldaten. Dort steht auch das Auto, welches sie erst Stunden zuvor überholt hat.

Mehrere Kinder haben sich bereits dort versammelt. In ihren Händen halten sie kleine, braune Stücke, die sie breit grinsend in ihren Mund schieben.

Das Mädchen zuckt ungeduldig.

Die Männer steigen ein. Sie sind groß, größer als ihr Vater und haben helle Haut.

Das Fahrzeug setzt sich in Bewegung, einige der Kinder laufen etwas mit, bleiben dann aber doch zurück.

Die Augen der Soldaten machen dem Mädchen Angst. Sie sind hell und durchdringend.

Sie weichte etwas zurück, zieht ihre dünnen Beine ein.

Irgendwo raucht jemand und dann verdeckt eine große Gestalt die Sonne über ihr.

Sie blinzelt. Das Fahrzeug stoppt.

Jemand schreit, mehrer Soldaten rennen nach vorne. Waffen werden entsichert und Mündungen reichten sich auf braune Augen.

Sie starrt bewegungslos auf den Mann, nur wenige Meter entfernt. Er zittert und dunkle Schweißflecken zeichnen sich auf seinem Rücken ab.

Wieder Schreie. Einige in Paschtu, andere in einer ihr unbekannten Sprache. Es klingt komisch.

Der Mann rührt sich nicht.

Das Mädchen steht langsam auf, drückt sich dichter an die Wand.

Die Schreie werden lauter, irgendwo bellt ein Hund und dann erhebt sich einer der Soldaten im Fahrzeug. Er gestikuliert wild mit seinen Händen. Schreit. Deutet und Schreit.

Mehr Waffen erheben sich und wieder drückte sie jemand gegen die Wand. Dieses Mal ein Soldat. Er stinkt nach Schweiß, sie weicht ängstlich zurück. Mehr Soldaten. Sie schließen einen Kreis um den jungen Mann mit geschlossenen Augen. Er rührt sich nicht, öffnet erst die Augen, als ein Soldat unablässig redend auf ihn zu kommt.

Seine Augen sind schwarz und leer.

Dann hebt er die Hand.

 

~~o~o~~

 

9 Monate um ein Leben zu formen. 7 Jahre um ihm eine Zukunft zu geben.

Eine kleine Handbewegung um es wieder zu zerstören. Immer wieder.

 

Für einen Augenblick ist alles still. Niemand rührt sich, niemand spricht. Es geht schnell, nicht eine Atemzug, nicht ein Wimpernschlag. Nur der tausendste Bruchteil einer Sekunde und die Luft scheint zu explodieren.

Dann Schreie. Jemand kreischt. Flammen lodern, zischen herausfordernd und schießen rasant auf einer Ölspur in die Menge.

Niemand raucht mehr und keines der Kinder isst glückselig seine Schokolade. Keines der Gewänder ist mehr weiß und keine der Frauen steht noch teilnahmslos.

Sand wirbelt durch die Luft, dicke Rauschschwaden verdecken die spöttische Sonne. Wieder Schreie. Verschiedene Sprachen, jeder redet. Niemand hört zu.

 

Der Mann. Verschwunden. Verhalt sein letztes Stoßgebet, verloren sein Glaube, kein Gedanke mehr zu Denken, nur noch Nichts.

 

Das Mädchen. Verschwunden. Ihre Augen geblendet, ihre Körper reglos, die Glätte ihre jungen Haut vergangen, ihre Zukunft verbrannt und unerkenntlich, als hätte es sie nie gegeben.

 

Auf den Boden prallt ein Reifen hart auf und langsam neigt sich das Militärfahrzeug zur Seite, fällt krachend zu Boden. Stahl verbiegt sich und kreischt erbärmlich unter enormem Druck. Es ist verkohl, immer noch züngeln beißende Flammen um das schwarze Gerippe. Flaggen sind verbrannt, Soldaten verloren, Sprachen verstummt und Glaube nutzlos.

Nur das, ins Metall eingeritzte Wort ist noch lesbar:

 

Peace


Ich schlage diesen Text als Friedenstext des Monats vor.

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11. Oktober 2008 6 11 /10 /Oktober /2008 15:57
 Im Glanz roten Wüstensandes

lebt er

seit Jahrmillionen

der Stein, dieser Stein

 

Sengender Sonne

frostigen Nächten

fräsendem Sandsturm

hat er getrotzt

 

Nun wird er zerfetzt

im Bombenhagel

der Explosionen

der Geschosse

 

Im Schatten des Steins

der kauernde Mensch

er sähe den Stein zu Sand werden

wäre er nicht lang schon tot

 

In hitzigen Sommertagen

trägt der Wüstenwind

roten Wüstensand bis ans Meer

ferner Kontinente

 

Wüstensand

geboren aus

zerfallenen Steinen

zerfallenen Knochen

Ich schlage diesen Text als Friedenstext des Monats vor.

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11. Oktober 2008 6 11 /10 /Oktober /2008 07:07
 Wie immer saß er auf seinem Stein, starrte auf den Boden und döste glücklich vor sich hin. Die Zündschnur, die vor ihm lag, schwarz und dünn, wollte er nicht bemerken. Er saß da auf seinem Stein; schon seit Stunden, Tagen, Wochen, Jahren, nahezu sein gesamtes Leben lang. Apathisch blickte er von Zeit zu Zeit in die Luft, um dann wenig später wieder den Fixpunkt auf dem Boden mit derselben Gleichgültigkeit wie zuvor anzuglotzen; vorbei an der Zündschnur, die sich ihm doch so offen präsentierte, die er dennoch nicht sehen wollte.

Neben ihm saßen noch viele andere; sie saßen wie er auf dem gleichen Stein, und vor allen rekelte sich die Zündschnur; doch auch keiner der anderen wollte sie entdecken. Es wäre keineswegs schwierig gewesen, sie zu erfassen; sie schlängelte sich an Jedermanns Stein entlang.

Wieder vergingen viele Jahre, und es kam nun vor, dass immer öfter jemand von seinem Stein aufsprang und auf die Zündschnur deutete, seinen Nachbarn auf dieses schwarze, lange Ding aufmerksam machte. Nicht selten schrie gar jemand in panischer Furcht auf, malte sich und seinen Nachbarn aus, was passieren mochte, wenn durch Zufall oder böse Absicht die Zündschnur einmal entfacht würde. Viele ängstigten sich nun, doch wurden sie rasch und allzu mühelos wieder beruhigt und setzten sich zumeist auch bald zurück auf ihre Steine, um erneut ohne wirkliche Teilnahme auf den Boden oder in die Luft zu blicken; nicht wenige schlossen sogar ihre Augen, mag es sein, dass sie ihr Unbehagen zerschlafen wollten oder einfach nur, um nicht mehr an ihre Umgebung erinnert zu werden.

Eines Tages jedoch saß er auf seinem Stein, starrte auf den Boden und döste vor sich hin, als ein kleiner Funkenregen seine Füße entlang kroch; langsam, aber stetig. Benommen schaute er der Wanderung zu, bis er erkannte, dass es die Zündschnur war, die durch unbekannte Quellen entfacht worden war und konstant an Länge verlor. Er sprang auf, seine Beine waren taub vom langen Sitzen, und alarmierte seine Nachbarn. Gemeinsam liefen sie der Spur der verbrannten Zündschnur hinterher, währenddessen sie allen, auf die sie trafen und die sich noch nicht erhoben hatten, das Unglück mitteilten. Viele davon blieben sitzen, entweder weil sie den Alarmierenden keinen Glauben schenkten, sie als hysterische Lügner bezeichneten, oder einfach überhaupt kein Interesse an ihrer Umwelt besaßen. Und das, obgleich auch vor ihnen die Spur der versengten Schnur lag!

Die Verfolger jedoch liefen einen ganzen Nachmittag lang bis in den Abend hinein, und als sie endlich nach Sonnenuntergang in nicht allzu weiter Ferne das helle Leuchten der Funken entdeckten, die unverdrossen an der Substanz der Zündschnur fraßen, fühlten sie ihre Erschöpfung und meinten, sich zu nun eine Pause gönnen zu können, da das Ziel derart nahe läge. Somit setzten sie sich auf in der Gegend herumliegende Steine. Kaum hatte der letzte dieser Gruppe auf dem ihm gewohnt harten Untergrund Platz genommen und war im Begriff, es seinem Nachbarn gleichzutun und sich einem neue Kräfte spendenden Schlaf hinzugeben, vereinten sich Anfang und Ende in einem einzigen, unmenschlich hellen Blitz.

  Ich schlage diesen Text vor als Friedenstext des Monats.

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 16:56
 Stunde um Stunde vergeht,
ob ich was tu oder lass.
Zeigt mir die Uhr fünf vor Zwölf?
Läuft es schon über, das Fass?
Wann schmilzt am Nordpol das Eis?
Wann sinkt die Hoffnung dahin?
Bald oder erst wenn ich längst
selbst nur noch Erdenstaub bin?

Doch meine Enkel sind da,
brauchen genauso wie ich
Wasser und Erde und Luft.
Lebenslang wünschen sie sich,
dass jedes Samenkorn treibt,
dass du dich nicht um sie bangst,
dass uns die Liebe noch bleibt -
frei von der tödlichen Angst.


Ich schlage dieses Gedicht vor als Friedensgedicht des Monats.

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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 10:11
Friedliche Indianer,
rauchend im Kreis versammelt
hegen keine Aggressionen
blasen sinnliche Wolkenhügel
in den blauen Himmel
und träumen vor sich hin
im Abendlicht
vor der Bergenkuppe
mit der atemberaubenden Sicht.

Ihre Gemüter
sanft
wie Rehkitze
wollen nicht an die Spitze
und Kampf, Gier
steht nicht auf ihrer Stirn geschrieben
denn Sie wollen
Lieben, Leben
und hoffen beim Entzünden ihrer Pfeife
auf Gottes Segen.

Ich schlage diesen Text als Friedenstext des Monats vor.
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10. Oktober 2008 5 10 /10 /Oktober /2008 09:44

  Noah saß des Morgens

bei seinem Marmeladenbrote,

die Wespen

knirschten

auf seinen Zähnen,

und er entsann sich der Sintflut,

als er versäumt hatte,

das eine einzige Wespennest zu ver– ,

hm,

er mochte es nicht zuende denken.

 

Sorgsam zermalmt er

eine große Wespe

zwischen seinen Schneidezähnen

die Lippen schürzend

schützend

fast innehaltend,

sinnierend

alarmbereit

Groll balancierend

suchend.

 

Wie war das

Im alten Gestern

an der Arche

beim Wespennest in der Abendsonne?

Noah hatte den groben Ast

in der Hand

noch Mal fester genommen;

das wär’ schon was,

einfach so

plumps in die Flut,

wisch und weg.

 

Aber?

 

Also

die Hornissen, die waren

gestern spontan dafür,

morgen sodann mehr so

versonnen besinnlich

na eben dagegen.

 

Gedankenschwerfällig

führt Noah sein Brot zum Mund,

verträumt,

da entflammt Stachelgift im Gaumen

panikmeinungsbildend –

Ach!

Zuschlagen hätte ich sollen

damals,

zuerst,

ich meine so –

unser aller

Morgen befreiend.

 

Flammend die Wespenwut,

im ewigen Heute

in die Zunge stechend

die sie hinauswirft,

ganz und gar und grob hinaus.

Noah spürt

ihr Weiter-Wespe-sein-wollen

und ihr Ich-weiß-schon-wie:

Morgen bin ich schneller,

ja ich Wespe,

und mit mir jede von uns

im Wespennest

und misstrauischer

gewaltiger,

von morgen an

dann jeden Morgen

Du-wirst-schon-sehen!

 

Ach nein, so nicht“,

an den Ohren von beiden,

flüstern die Schutzengel

bemüht, bemühend,

vom sich finden

im einig Paradies.

War es

für Morgen

Äonen zu früh?

Können wir denn schon

uns nahe sein,

ein gemeinsames

Morgen wollen?

 

8000 Jahre später

trifft man sich wieder

im gentechnischen Labor

im Heute

wie unzählige Morgen

sieht sich durchs Mikroskop

nahe wie nie zuvor

paniknahe

und Noah schaut nach unten

auf die Wespe,

sie schaut rauf.

 

Gentechnisch zahme Wespe

mit Minigiftstachel

zögernd

hat eine Fliege gestochen

keine Beute gemacht,

kann die Brut nicht füttern;

das war gentechnisch

doch gestern

für alle Morgen

gar nicht so angedacht

und nun?

Verlegene Aggression,

meine, unsere

passt alles nirgends.

 

Der Stich

in die Pinzette

verlegen auch,

bringt nichts;

Vier Augen blicken

durchs Mikroskop

rauf und runter:

Friss mich nicht!“

Mach ich doch gar nicht!“

 

So leiden beide

in monotonigen Morgen

und gemeinsam spüren sie

einen Hauch von

Ach-wüssten-wir-noch,

oder wieder

wie vor Jahrmillionen,

wer wir

wie wir,

im Miteinander

sein durften.
                                                                                Illustration: Sabine Kaemmel
      

Ich schlage diesen Text als Friedenstext des Monats vor. 

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9. Oktober 2008 4 09 /10 /Oktober /2008 18:28
Brüderchen schließ die Augen, denn was du Spürst sind die Tränen des Himmels.

 

Laute Stimmen dringen ohne jede Erlaubnis nach dringen.

Niemand hat sie hergebeten und warum sie plötzlich da sind, weiß keiner so recht zu sagen.

Einfach so.

Glänzendes Leder an den Füßen, bis hoch an die Knie.

„Alles unter Kontrolle“ und „Zu Befehl“ schreit es unter den steifen Kappen hervor.

Was soll denn jetzt noch unter Kontrolle sein?

Die kleinen Abzeichen auf der starren Uniform blitzen mit der Sonne um die Wette .

An jedem Hals hängt eine Kette mit zwei Marken. Diese zwei Marken bedeuten ein Leben.

Wenn sich der blank polierte Stahl der Haut nähert, vergisst man sogar für einen Augenblick, wie kalt er eigentlich ist. Sobald man ihn aber berührt, kehrt die Erinnerung daran zurück.

Das weite Land, indem man als Kind noch inmitten von hohen Gräsern Verstecken spielen konnte macht einen verstörten Eindruck, seit die fremden Stimmen gekommen sind.

Das harte Leder ihrer Stiefel, hat die langen Halme geknickt und zertrampelt.

Einfach so.

Dabei sind wir Kinder immer so gerne in den Wiesen gelegen, fernab von Straßen und Beton, doch wer kümmert sich schon um ein bisschen zertretenes Land?


Ich schlage diesen Text vor als Friedenstext des Monats.

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9. Oktober 2008 4 09 /10 /Oktober /2008 15:38

„Schnell, kommt, es gibt ein Problem!“, rief ein Beamter. Der König runzelte verärgert die Stirn. So respektlos wurde er doch sonst nicht angeredet!

„Was ist denn?“, fragte er deshalb unwirsch und folgte ihm. Der Beamte ging in den Konferenzraum. Zu der Verwunderung des Königs waren alle wichtigen Generäle versammelt. Würdevoll nickte er ihnen zu und setzte sich an das Ende des Tisches.

„Warum habt ihr euch alle hier zusammengefunden?“, wollte er dann wissen.

„Nun, aus zuverlässigen Quellen wissen wir, dass das Volk einen Aufstand plant und noch heute das gesamte Regierungsanwesen stürmen will.“ Schweigen am Tisch.

„Gibt es Anzeichen dafür, dass das wirklich fest geplant ist?“ Einer der Generäle erhob sich. „Nun, in der Stadt gibt es schon den ganzen Tag Protestmärsche, die Menge ist sehr aggressiv, vor allem gegen Amtspersonen und sie haben es schon angekündigt!“ Der König schwieg wieder.

„Hoheit… wie sollen wir reagieren, wenn sie es schaffen, das Tor zu durchbrechen?“, fragte er General irgendwann.

„Dann befehlt ihr den Soldaten, dass sie auf sie schießen. Wer gegen den König ist, ist gegen sein eigenes Land und solche Menschen verdienen das Leben ohnehin nicht!“ Dann sah er die Gesichter der Generäle an. Keiner sagte etwas, es war, als hielten sie die Luft an. Und sie sahen doch ein bisschen geschockt aus, auch wenn sie sich wohl Mühe gaben, damit er es ihnen nicht ansah. Dann standen sie auf. Der König blieb grübelnd sitzen und sah sich im Zimmer um. Er starrte die Wand an, die Uhr, hörte ihr Ticken, las die Titel der Bücher im Schrank. Aber er stand nicht auf, drehte sich nicht um. Kurz darauf hörte er schon den Lärm, Schreie, und kurz darauf Schüsse, aber er drehte sich nicht um. Durch das Fenster hinter ihm würde er alles sehen. Schreie konnte er ausblenden, Bilder nicht. Er starrte die Wand an, während hinter ihm weiter Schreie und Schüsse zu hören waren. Von wem sie waren? Er wusste es nicht. Er saß nur die ganze Zeit wie festgenagelt auf seinem Stuhl, als wäre es das wichtigste überhaupt.

Nachdem sich der Aufruhr gelegt hatte, stand der König auf dem Balkon des Regierungsgebäudes und sah über den riesigen Platz. Überall Tote. Alle Menschen, die gewaltsam in den Hof vorgedrungen waren, waren von seinem Militär ohne Probleme niedergeschlagen und getötet worden. Der König schüttelte den Kopf. Ohne Probleme nicht, stellte er fest, als er auch einige seiner Soldaten am Boden liegen sah. Ein großer Schmerz machte sich darauf in seinem Inneren breit. Sie waren seine treuen Soldaten gewesen und hatten für ihn gekämpft, sie waren für ihn gestorben. Der König glaubte, unter der Last dieser Verantwortung zusammenzubrechen. Doch er riss sich zusammen. Schließlich hatte er ein Land zu führen. Das sich nur leider gegen ihn stellte.

Da hörte er Schritte, die sich ihm näherten, aber er drehte sich nicht um.

„Wenn das so weitergeht, bist du zwar uneingeschränkte Herrscher dieses Landes, aber ohne Volk, weil dieses bald restlos vernichtet sein wird, wenn du nicht endlich etwas änderst, Vater!“ Der König stieß Luft aus. Niemand von seinen Beratern würde es sich erlauben, ihn so hart zu kritisieren.

„Willst du nicht, dass die Monarchie weiterbesteht, damit du mein Nachfolger werden kannst?“, fragte er dann.

„Nicht unter diesen Umständen. Jede Art von Regierung sollte den Menschen helfen und sie nicht brutal ausmetzeln, bloß, weil sie es wagen, endlich etwas gegen ihre Armut zu unternehmen! Du musst endlich etwas ändern!“

Der König schwieg, aber sein Sohn ging nicht weg.

„Was wirst du also machen, Vater? Was wirst du machen, wenn die nächsten kommen? Denn sie kommen bestimmt noch einmal, jetzt, wo sie endlich den Mut dazu haben! Was wirst du also tun?“

Da erst drehte sich der König um. Ja, was würde er tun? Er hatte keine Ahnung.

„Was würdest du tun?“, fragte er dann seinen Sohn.


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9. Oktober 2008 4 09 /10 /Oktober /2008 12:57
                                                       Merke auf Mensch!

Gott gab dir den freien Willen –

zu entscheiden.

Triff deine Wahl!

 

Willst du Liebe oder Hass?

Gewalt oder Frieden?

Mit- oder Gegeneinander?

Was willst du?

 

Deine Gabe ist dein Fluch.

Durch Gedanken und Worte –

durch handeln und nicht handeln –

erschaffst du Realität.

 

Sei achtsam.

Gestalte deine Zukunft.

Jetzt.

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