Was also werdet ihr tun im Krieg,
wenn ihr nicht töten wollt?
- die Toten vom Schlachtfeld holen
wie eine Mutter ihre Kinder von der Spielwiese
die verschmierten Gesichter ihnen waschen
und die Hände
sie trösten weil sie sich gefürchtet haben
umarmen und küssen
ihnen erzählen weil sie stumm bleiben
müdere sind
die Toten vom Schlachtfeld holen
wie ein Bruder wie eine Schwester
suchen zwischen den hohen Gräsern
den Sträuchern
in den Gruben und Bächen
rot und feucht noch die Erde
verklebt und geknickt das Gras
die Lider ihnen schließen mit sanfter Hand
ohne Zittern
von ihnen empfangen
Toter Mensch
Ich hocke bei dir auf der Erde
Weine auf deine Wunden
Sie sind auch meine nun
Bin ich ganz durchlöchert
Wehte doch der Wind des Jenseits
Durch mich wie durch dich
Toter Mensch
Ich flehe dich an um mein Wissen
Läute die stummen Glocken
Meiner Gedanken ...
- die Toten vom Schlachtfeld holen
sie einholen vom Feld
scharenweis
kostbarste Ernte
- sie heimholen
mit heiliger Behutsamkeit
andächtig knien
bei den Stätten wo sie liegen
Tempel der Zukunft.
Ich schlage diesen Text vor als Friedenstext des Monats.
Aus ‚zitternder Himmel’, Möllmann Verlag