Selbst geschriebene Text kann jeder jederzeit einreichen.
... wenn Haubitzen
Tod verspritzen,
Splitterspitzen
Leiber schlitzen,
Knochen blitzen,
Seelen frieren
und Geliebte sich verlieren,
Blut und Fetzen
Stahl benetzen,
Gase ätzen,
Führer hetzen
und Gesetzen
mutig trotzen,
irren Hass in Worte kotzen,
Werte knittern,
Rechte splittern,
hinter Gittern
Kinder zittern,
stumm verbittern
und verkümmern,
in aschgrauen Zukunftstrümmern,
sieht der Mensch sich ins Gesicht
und stellt fest, er kennt sich nicht.
Ich schlage diesen Text als "Friedenstext des Monats" vor.
Ein Lausbub tobte wild im Stadtpark herum. Mit seinem Schwert
aus Holz schlug er beherzt auf die Büsche und freute sich, wenn
sie ihre gerade erst ausgetriebenen Blätter ließen oder ein brütender
Vogel aufgeschreckt von dannen flog.
Da sah der Junge ein sechzehnjähriges Mädchen im Rollstuhl sitzen,
das, lesend, die Frühlingssonnenstrahlen genoss. Er machte
halt, stützte sich auf sein Schwert und fixierte das Mädchen frech.
„Muss das fade sein, so herumzusitzen!“, sagte er, mit einem
Ausdruck des Mitleids und gleichzeitiger, eiskalter Verachtung.
„Gar nicht fade!“, antwortete das Mädchen selbstbewußt, während
sie ihre Lektüre auf den Schoß sinken ließ und den Jungen
anlächelte.
„Ist dein Buch denn wenigstens spannend?“, wollte der Junge
neugierig wissen. Er reckte den Hals und kniff die Augen zu, um
etwas vom Inhalt des Buches zu erfassen.
„Ich lese Frühlingsgedichte. Das ist schön!“, sagte das Mädchen,
gut gelaunt, und zeigte die Titelseite ihres Buches.
„So was ist doch furchtbar langweilig! In Wirklichkeit willst du
auch herumtollen, so wie ich!“, behauptete der Junge steif.
„Will ich nicht! Ich bin ja schon von Geburt an gelähmt und kenne
das Leben nicht anders!“, entgegnete das Mädchen trotzig,
obwohl bitterer Schmerz ihre Seele durchfuhr.
„Egal! Jeder normale Mensch will vernünftig laufen können! Statt
dessen musst du doofe Gedichte lesen – weil du nämlich nicht
viel anderes kannst!“, spottete der Junge und stieß zur Bekräftigung
seiner Behauptung sein Holzschwert in das Blumenbeet
neben dem Weg.
„Ich bin aber kein normaler Mensch und es ist doch einerlei, ob
man vernünftig laufen, stehen oder sitzen kann: Hauptsache vernünftig!“,
gab das Mädchen zu denken.
„Trotzdem: Aus dir wird nie etwas!“, feixte der Junge herablassend.
„Woher willst du das denn wissen!“, entrüstete sich das Mädchen.
„Aus dir kann gar nichts werden! Weil du ja nur dasitzen kannst
und dazu auch noch ein Mädchen bist! Du weißt das auch genau.
Sonst würdest du jetzt nicht gleich heulen!“, behauptete der Junge.
„Aus mir wird wohl etwas! Ich werde eine Dichterin! Aber davon
verstehst du Dumpfbacke ja sowieso nichts!“, verteidigte sich das
Mädchen gekränkt und kämpfte nun wirklich mit den Tränen.
„Puh, ist das alles öde! Ich jedenfalls werde mal Soldat und erobere
die ganze Welt!“, prahlte der Junge.
„Dann pass bloß auf, dass du nicht irgendwann auch im Rollstuhl
sitzt!“, schimpfte plötzlich ein alter Mann, der auf einer Bank
gegenüber saß und das Streitgespräch der beiden interessiert
mitverfolgt hatte. Das eine Hosenbein des Mannes hing schlaff
herunter und an der Bank lehnten zwei Krückstöcke. „Ich war
nämlich Soldat!“, erzählte er. „Aber weil ich es werden musste,
nicht etwa, weil ich es damals gewollt hätte! Lieber wäre ich etwas
anderes geworden!“, fügte er verbittert hinzu.
„Was denn?“ fragte der Junge neugierig.„Ach, ich weiß auch
nicht. Alles andere! Sogar Müllmann, Kanalarbeiter oder Kloputzer!
Hauptsache irgend etwas Ziviles!“, antwortete der Veteran.
„Was kann man denn sonst noch so werden, wenn man kein Soldat
werden soll? Ich meine, außer Müllmann, Kanalarbeiter oder
Kloputzer? Möglichst etwas, womit man die ganze Welt erobern
kann?“, fragte der Junge weiter.
„Na, vielleicht zum Beispiel Dichter, so wie die nette junge Dame
dort!“, empfahl der Veteran, jetzt verschmitzt lächelnd, und erklärte:
„Da eroberst du die Herzen vieler Menschen; wenn du bekannt
wirst, vielleicht auf der ganzen Welt!“. Die Augen des Alten
strahlten und auch die Miene des Mädchens erhellte sich wieder,
während sie leicht errötete.
„Ist das denn was Ziviles?“, wollte der Junge wissen.
„Nicht nur zivil, sondern auch sehr zivilisiert!“, pflichtete der Veteran
bei.
„Aber: Braucht man denn einen Dichter?“, fragte der Junge nach
einem Moment des Überlegens.
„Und? Was glaubst du?: Braucht man denn unbedingt Soldaten?“,
fragte der alte Mann zurück. „Die verbraucht man meistens
nur: als Kanonenfutter für die Reichen und Mächtigen nämlich!
Von so etwas hat zumindest meine Generation weiß Gott genug
gehabt, auch wenn klar ist, dass bei diesen Sachen nur selten
die da oben die alleinige Verantwortung tragen. Andernfalls gäbe
es vermutlich keine Kriege und die Regierenden müssten ihren
Händel persönlich mit Boxhandschuhen in irgendeiner Sporthalle
austragen. Da sind halt immer die einen, die machen und die
anderen, die mit-machen. Krieg oder Frieden fängt im Kopf von
jedem Einzelnen an – noch lange bevor eine Waffe geschmiedet
und ein Panzer zusammengeschraubt ist!....
Wenn ich so im Nachhinein überlege“, fuhr der Veteran nach
einer Weile fort, „hatte ich eigentlich, muss ich sagen, bei dem
ganzen Unfug noch Glück! Ich habe ja „nur“ ein Bein verloren.
Damals war ich erst neunzehn und dachte: Jetzt bricht die Welt,
die äußerlich schon überall in Trümmern lag, für mich persönlich
noch einmal extra zusammen! Denn vor dem Krieg kannte ich
das Leben anders: Schwimmen, Radfahren, Fußball... Und ob
man nicht vernünftig laufen kann, weil man gelähmt ist oder weil
die Weltgeschichte nicht vernünftig gelaufen ist, sind doch noch
einmal zweierlei sehr verschiedene Paar Stiefel. Wobei letzteres
eigentlich kein Paar, sondern nur ein einzelner Schuh ist: Der
andere ist ja“ – der Alte lachte zynisch – „ samt Bein irgendwo in
Russland geblieben...
Na ja, ich habe dann gelernt, dass man auch mit einem Bein
schwimmen und radfahren kann. Nur mit dem Fußball war es
etwas schwierig. Das Leben ging schon weiter, aber sein müssen
hätte, was damals passiert ist, trotzdem nicht“.
Der Veteran sah, nach einer Pause des Schweigens, wieder hinüber
zum Mädchen und erklärte:
„Lesen hat mir übrigens danach auch viel Trost gegeben; auch
oder vor allem Gedichte. Aber manche Schriftsteller hätten wir
besser schon mal vor dem Krieg gelesen! Vielleicht hätte jeder für
sich gewisse Zeichen erkennen und irgendwie darauf reagieren
können...“
Der Junge hatte sein Holzschwert schon längst vergessen,
während das Mädchen ihr Buch angespannt umklammert hielt.
Der alte, kriegsinvalide Mann nickte ihnen nun freundlich zu, griff
nach seinen Krücken und begann sich zu erheben
„Ihr beiden“, schlug er vor, „habt ihr nicht Lust, mit mir rüber zum
Friedhof zu spazieren? Dann erzähl’ ich euch weiter, wie es damals
war und zeig’ euch, wo meine Kameraden liegen!“...
(Der achte Preisträgertext.)
Hegykö / Ungarn
Ich schlage diesen Text als "Friedenstext des Monats!" vor.
Es gibt Leute,
die sehen rot,
wenn ein Schwarzer vor ihnen steht.
Haben braune Ideen
glauben an ihre weiße Weste
und sind nicht einmal blau
Ich schlage diesen Text als Friedenstext des Monats vor.
Als wir eintrafen
Hatten Sie schon auf uns gewartet
Wir, die neue Rate
Wurde gezwungen nun zu kämpfen
Vaterland magst ruhig schlafen
In Frieden und Freiheit
Eingewickelt
In das tarngefleckte Deckmäntelchen
Verfassungsbrüchiger Demokratie
Ihr stetiges Brüllen
Preußische Zucht und Ordnung
Jene rostigen 105 mm
Verkantete Rohrbremsen
Abgelatschte Kettenpolster
Brüchige Endverbinder
Stumme Funkverbindungen
Sowie der wässrige Eintopf
Wuchsen am Baum
Am Baum der Erkenntnis
Und trieben zur Blüte
Trieben uns unsere Angst aus
Von nun an
Waren wir stärker
Viel stärker als Sie
Geistig
Körperlich
Und überhaupt
So speisten wir mit dem Verzicht
Schwitzten unter der Sonne
Froren mit dem Lauf der Nacht
Wachten im Schlaf
Schliefen im Wachzustand
Spielten mit den Waffen
Riskierten aller Leben
Pokerten mit dem Tod
Ohne jemals einen Frieden zu sichern
Höchstens feige Spieltriebe zu befrieden
Maßlos Steuern zu verpulvern
Als Sie uns entlassen mussten
Sah ich ihre Angst
Blickte in zitternde Augen
Sie wussten nur zu genau
Kämpfen und morden würden wir nie
Es sei denn...
Der Krieg führte uns
Direkt gegen Sie...
Ich schlage diesen Text als Friedenstext des Monats vor.
Glück
muss man haben.
Besonders im Krieg.
Dort bin ich
nicht gefallen;
nur hingefallen
und habe mir
den Arm gebrochen.
Als das Lazarett
mich entliess,
war der Krieg
schon zu Ende.
Ich schlage diesen Text als Friedenstext des Monats vor.
Wenn die letzte Bombe
geworfen und
die letzte Schlacht
gewonnen ist
Wenn das letzte Grün
verkohlt und
die letzte Ruine
verglüht ist
Werden Generäle
ihre Erfolge preisen
und letzte Zivilisten
langsam verhungern
Ich schlage diesen Text als Friedenstext des Monats vor.
Wir demonstrieren für den Frieden in der Welt, für die Rückkehr der deutschen Soldaten aus Afghanistan und anderswo und für die friedliche Nutzung der für Rüstung verschwendeten Geldmittel!
Wir demonstrieren mit Kunst!
Macht mit!
Was könnt ihr tun?
1. Ihr könnt euch mit Texten bewerben. Schickt Gedichte und kurze Prosa für den Frieden an friedensblog@slovantgali.de! In allen 12 Monaten vor dem 70. Jahrestag des Überfalls Hitlerdeutschlands auf Polen, dem Beginn des "2. Weltkriegs", wird im Internet durch die Gemeinschaft der Surfer und Blogger der beste Antikriegstext gewählt.
2. Alle können abstimmen: Unter http:friedensblog.over-blog.de (bzw. http://friedensblog.over-blog.net) findet Ihr die Kandidaten, aus denen Ihr die Monatssieger ermittelt. Täglich ab 1.8.08 könnt Ihr allen Texten, die Euch gefallen, eine Stimme geben. Wichtig: Wir brauchen so viel Stimmen wie möglich, denn die Siegertexte sollen der Regierung de Bundesrepublik Deutschland übergeben werden mit möglichst nachweislich hoher "Stimmkraft". Eure tägliche Abstimmung ist eine Demonstration für den Frieden.
„Der Feind
ist im Anzug“,
sagte der General
zu seinen Soldaten.
Warum
sagte er nicht:
“Der Feind
ist im Pyjama?“
Dann hätten
die Soldaten noch etwas
zum Lachen gehabt
in ihrem kurzen Leben.
Valkeakoski (Finnland)
Ich schlage diesen Text als Friedenstext des Monats vor.
Wo Granaten
Friedensgespräche ersetzen
und die ausgestreckte Hand
nicht Freundschaft sucht
sondern Bomben zündet
Wo Angst und
Feindschaft herrschen
und wo Hass gedeiht
ist weder Gott
noch sein Prophet
zu Hause
Sollentuna, Schweden
Ich schlage diesen Text als Friedenstext des Monats vor.