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Das Friedensblog sammelt Friedenstexte interessierter, engagierter moderner Autoren.

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Die Friedensautoren mit Texten

4. August 2008 1 04 /08 /August /2008 16:08

Wider den Terror
Sitzt die Muslima
Im Terrarium.
Und sitzt den Streik
Mit ihrem Hintern ab.

Abendländisch Brot
Verweigert sie
Bis Sonnenuntergang
Sollen andere
Das Laufrad bewegen.

Das Glas an das
Die platten Nasen drücken
Putzt sie nicht.
Keinen Finger
Macht sie mehr mondsichelkrumm.
Sagt sie sich. -
Ihr werdet euch putzen!
Denkt sie,
Nicht auf deutsch.

Konfus ist ihre Welt im Kasten.
Ein bisschen Sand aus Antalya
Unter den nackten Zehen
Kreuzkümmel als ein Gruß aus Äthiopien,
Exotische Pflanzen
Aus einer Düsseldorfer Zoohandlung.
Und in einer Ecke:
Taubes Gestein,
Ein Souvenir aus dem Bamyan-Tal.

Ansonsten:
Stubenarrest
Verschleierungszwang
Musikverbot.
 
Das Terrarium sprengt unsere Vorstellungskraft und unsere Fantasie.
Wie zwei stolze, unüberwindbare, am Himmel schabende
Beseelte Buddhafiguren fallen sie
In sich zusammen.

Wider den Terror sitzt
Die Muslima im Terrarium und betet zu Allah
Für Juden, Christen, Hindus und Buddhisten;
Und andersgläubige Minderheiten
Wie freiheitsgläubige Frauen.

Sie betet zu Allah auf einem alten Tibetteppich
Und stellt für die, die starben kleine Lichter auf.

Sie schaut hinaus aus ihrem Kasten
Der  nicht so recht
In irgendeine Schublade passt;
Den man nicht zur Seite
In eine Nische schieben kann,
So dass er hier
Unter dem Fenster stehen muss
Dass man sie sieht -
Und, dass sie schauen kann
Hinaus
In andere Lebenswelten.

Wider den Terror sitzt die Muslima
Im Terrarium. Weit ab vom Hindukusch.
Die Einen halten sie für eine dumme Kuh,
Die Anderen sprechen sie heilig.
Betend entschleiert sie uns
Unsere Welt.

 

aus dem Lyrikband Seelensegel Lorbeer Verlag. Lemgo. 2005

(Der zweite Preisträgertext)
 


Ich schlage diesen Text vor als "Friedenstext des Monats".
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4. August 2008 1 04 /08 /August /2008 07:31

„Das Leben stinkt nach Tod“ schrieb Goran als ersten Satz in sein Tagebuch. VERITAS - Wahrheit taufte er das Diarium mit großen gotischen Lettern. Mit den Fingerkuppen strich er über das

Blatt. Er legte den Füllfederhalter, auf dem die Initialen GT seines Vaters in goldener Schrift eingraviert waren, auf den knorrigen Tisch. Er griff zu einer gläsernen Sanduhr und drehte sie auf den Kopf. Fünfzehn Minuten blieben ihm, bis die rote Sonne aufging.

Er nahm einen Schluck Slibowitz und würgte zwei giftgrüne Ecstasypillen hinunter, auf denen das Gesicht von Micky Maus lachte. Er schrieb weiter:

„In der Nacht erlagen fünf Kameraden ihren Verletzungen. Ich hatte ab vier Uhr Früh Sanitätsdienst und musste die Toten in olivgrüne, süßlich stinkende Leichensäcke packen. Sie starben einen dreckigen Tod, in einem dreckigen Bett, für dreckige Saubermänner. Keiner war älter als vierundzwanzig Jahre. Der

Jüngste war seit einem Monat neunzehn und hieß Nikola. Er hatte ein kindliches, mit Pickeln übersätes Gesicht, abstehende Ohren und dunkle, unruhig wandernde Augen. Als ich seinen Leichnam in den Sack legte, sah er aus wie ein glücklicher Junge. Er war ein Fan von Hajduk Split. Wir zogen uns ständig wegen unserer Teams auf. Er neckte mich oft mit seinem Lieblingsspruch:

Ihr seid zwar die Hauptstädter, aber in eurem Inneren bleibt ihr Schweinehirten. Und genauso rustikal spielt euer Team Fußball.

Ich schob einen Wimpel von Hajduk in seine linke Brusttasche und legte zwei silberne römische Münzen mit dem Konterfei von Julius Cäsar, die ich beim Ausheben von Schützengräben gefunden hatte, auf seine Augen. Der Fährmann Charon sollte ihn sicher über den Styx befördern. Mittags verteilte ich Essen und Getränke im Flüchtlingslager. Bis dahin kam ich ohne Pillen durch den Tag. Die fragenden und flehenden Blicke der Kinder trieben mich nachmittags in die Arme der Feuerengel.

Am Abend nur Routinearbeiten. Leichensäcke säubern, Waffen reinigen, vor dem Geschrei der Verwundeten fliehen. Der Tag hinter mir voller Grauen, die Nacht vor mir die Hölle.

Goran schloss die ‚Wahrheit’, nahm einen Zug aus der Schnapsflasche.

Er starrte auf sein verzerrtes Spiegelbild in dem grünen Glas und flüsterte: „Wenn ich rede, sterbe ich. Wenn ich schweige, sterbe ich. Also rede ich und sterbe.“

Er schlug SPES - die Hoffnung auf. Sein zweites Tagebuch. Sein Schrei gegen die Wahrheit. Seine Flucht vor der roten Sonne.

Sein Licht am Ende des Tunnels, das nur ein Widerschein der Hölle war.

‚Das Leben riecht nach Meer’ lauteten die ersten Worte. Er zog ein vergilbtes Foto aus der Jackentasche, auf dem ein Segelschiff am Horizont auf glitzernden Wellen tanzte. Im Vordergrund stand eine Frau vor einer Aphroditestatue. Sie lachte und winkte mit der rechten Hand. Ihr Haar: eine ungezähmte, schwarze Mähne. Ihre Augen: dunkel, voller Träume. Ihr Körper: schlank, mit geraden Schultern, schmalen Hüften und einem vollen Busen. So erhob sie sich aus dem Schaum des Meeres. Seine Anna.

Mein Dorf in den Hügeln über dem Meer, schrieb Goran weiter.

Mein Haus, mein Land, mein Leben, meine Liebe. Die versteckte Bucht und der einsame Mandelbaum, unter dem ich Anna küsste.

Mandeln auf ihrem Mund, ihren Brüsten, ihrer Scham. Annas Geruch betörend in der Luft. Annas Geschmack berauschend auf meiner Zunge. Wilde Küsse, zärtliche Berührungen, Liebesschwüre, zuckende Körper. Meine ungeborenen Kinder in Annas ewigen Augen. In diesen Momenten küsste der Himmel meine Erde, küsste sie im Schatten des Mandelbaums. In diesen Momenten flüsterte das Meer zu mir, versprach eine Woge zur Insel des Lichts.

Goran unterstrich Annas Namen, hielt die Nase an das Papier und atmete tief ein. Er atmete das Meer seines Dorfes, atmete das Meer zwischen Annas Schenkeln.

Ein gieriger, wütender Wind mit Böen wie Prankenhiebe eines Bären kam auf, hämmerte wild gegen das Fenster und schleuderte Goran in die Wahrheit zurück. Die Sandkörner rieselten und schlugen wie Felsbrocken gegen das Vergessen. Eine weitere giftgrüne Pille schoss ihn durch einen Tunnel der Zeit. Seine Hand machte sich selbständig und gehorchte dem Befehl der roten Sonne. ‚PROMETHEUS’ schrieb sie in zeigefingergroßen Druckbuchstaben. ‚PROMETHEUS’ wiederholte sie, schreit vor

unsäglichen Schmerzen. Ein majestätischer, braungefiederter Adler gräbt die Krallen in sein Fleisch, stößt den Schnabel in Prometheus rechte Seite. Er stößt immer wieder zu und hackt ein Stück nach dem anderen aus seiner Leber. Prometheus steht nackt, in Ketten gelegt, auf dem kargen Felsen. Blut fließt seinen Bauch hinab, vermischt sich mit zähflüssiger Galle und tropft klatschend

auf das Gestein. Prometheus Beine knicken ein, er taumelt, stürzt und eine schwarze Binde legt sich um seine Gedanken.

‚Ich bin Prometheus’ schrieb Goran auf eine neue Seite. Mein Adler die rote Sonne, meine Leber das Leben, meine Ketten die Erinnerung. Ich bin ein Gespenst, das dem Geist von Millionen entsprungen ist. Sie drückten mir ein geweihtes Gewehr in die Hand und der Priester sprach Gottes Worte. Ich schoss wie keiner vor oder nach mir. Ich traf jedes Ziel, aus jeder Entfernung, aus jeder Lage. Ich folgte den blinden Parolen, bejubelte die Fahnenweihen

des Teufels, träumte von den Feldern der Ehre. Ich leistete Lippenbekenntnisse, plapperte eine gelernte Lüge nach.

Ich erkannte nicht, dass eine Lüge der Wahrheit zum Verwechseln ähnlich wird, wenn man sie oft genug wiederholt. Jugend giert nach Wahrheit. Und ich war jung und gierig.

Für jeden Mann kommt der Tag, an dem nichts mehr so ist, wie es einmal war. Für mich war es der 23. Dezember 1991. Um 4.35 Uhr kam ich an die Front. Das feuchte Land dampfte Nebelschleier aus. Der saure Geruch von Schweiß und Angst brannte in der Nase. Heldengalerien marschierten auf. Patroklos zu meiner linken, Paris zur Rechten, Hektor in meinem Rücken und Achilles schritt voran. In alten FIAT-Lastwagen, von denen der blaue Lack

abbröckelte, fuhren wir ins Hinterland. Jeweils fünfundzwanzig Mann zusammengepfercht in einem Laster. Eine Horde abgemagerter Hunde lief uns bellend hinterher, als könnten sie den Tod

wittern. Wir warfen ihnen faulige Speckstücke zu. Sie fielen gierig darüber her und blieben zurück.

Einige Soldaten spielten Poker um Opatija-Zigaretten und die Slibowitzration der Männer, die nicht von den Feldern zurückkehren sollten. Neben mir saß Vlado. Er war seit den ersten Gefechten an der Front. Sein Gesicht durchzogen dicke, tiefe, furchige Falten. Seine blauen Augen waren leblos, matt und ausgewaschen.

„Heute ist ein Tag für Helden“, sprach ich ihn an. „Mist“, antwortete er, ohne mich anzusehen. „Heute stellen wir uns dem Schicksal“, fuhr ich fort. „Junge, das Leben ist beschissen. Und irgendwann ist man tot“, erwiderte er und sah mich mitleidig an.

„Aber die Felder der Ehre, das Vaterland...“„Junge, die Hölle ist ein Ort hinter diesem Wasser“, unterbrach er mich und zeigte auf einen schlammigen Fluss, der sich in Schlangenlinien durch

das Tal wand und in einem dichten Fichtenwald verschwand. Ich schwieg.

Der schwere Helm drückte hart gegen meine pochenden Schläfen.

Die Erde unter mir war schwarz und nass und weich und tief.

Die Luft war erfüllt vom Pfeifen der Sprenggranaten, vom Peitschen der Kugeln, vom Dröhnen der Raketenwerfer. Mein Finger zitterte am glühenden Abzug. Mein Auge folgte einem Schatten, sein Kopf im Fadenkreuz meines Zielfernrohrs.

„Felder der Ehre, Vaterland, Felder der Ehre, Vaterland“, zischte ich und grub meinen Mund in den Schlamm und schluckte Brocken von dem Erdreich. Ich schwitzte. Ich fror. Eine eiserne Kette legte sich um meinen Hals, zog sich zusammen und schnitt mir die Luft ab. Mir schwindelte. Ich ließ das Gewehr fallen und wälzte mich im Morast. Ich kauerte mich wie ein verwundetes Tier auf dem Boden und hielt Anna in den Armen.

„Junge, Gott hat uns beschissen“, riss eine Stimme mich von Annas Wärme. Vlado kniete neben mir und reichte mir die Hand.

„Das Leben hat uns den Krieg erklärt, und wir müssen uns wehren“, fuhr er fort und half mir auf. Seine blauen Augen waren warm und weich.

Ein neuer Tag brach an. Mein Finger glühte am kalten Abzug Ein neuer Schatten tauchte hinter den Bäumen auf. Er robbte durch den Schlamm, versteckte sich hinter einem Felsbrocken und lief zum Fluss. Ich entzündete meinen Scheiterhaufen. Der Schatten taumelte. Er griff sich an die Brust, stürzte, zuckte und blieb regungslos liegen. Eine rote Sonne wuchs auf seiner Jacke.

Ein höhnisches Lachen schallte über die Felder. Ich stopfte mir Schlamm in die Ohren, drückte sie mit den Händen zu und stammelte:

„Tod, du Verführer, dein Hochmut gebührt dir nicht.“

Ich bin ein Schattenmensch. Ich tötete. Ich mischte Blut in Ströme  von Tränen. Ein Friedhof der Namenlosen legte sich über die Felder der Ehre. Über ihnen wanderte die rote Sonne und grub ihre

Strahlen in meinen Hochmut. Es folgten neue Tage, neue Schatten.

Unsere Blicke trafen sich. Ich sah sie am saphirblauen Fluss stehen. Ihre Anna in den Armen. Lachend, scherzend, stöhnend, mit ihren ungeborenen Kindern in den Augen.

Goran schlug die ‚Wahrheit’ zu und schleuderte sie gegen die Wand. Er nahm die Slibowitzflache und zerschlug sie an der Tischkante. Den Flaschenhals rammte er in die rechte Hand und

Blut schoss dick und zäh heraus. Er ging zum Fenster und drückte die Hand gegen die Scheibe. Sie hinterließ einen dunklen, feuchten Abdruck auf dem Glas. Blitze zuckten am Himmel und rissen die Nacht in Stücke. Er verlor die Welt und seine Lügen widerten ihn an.

Mit der ‚Hoffnung’ in den Händen kauerte er in einer Ecke auf dem Fußboden. Blut lief den Füller hinunter, tropfte auf das Papier und vermischte sich mit der Tinte. Er floh, er schwieg, er schrieb:

Ich war so schwer an Leib und Seele verletzt, dass ich unverwundbar wurde. Annas Küsse unter dem Mandelbaum waren wie Wasserfälle und löschten jede Nacht den Scheiterhaufen.

Mein ganzes Leben war ich einsam, außer in Annas Armen. Und sie stieß mich ins Nichts. Vor drei Tagen, vier Stunden und siebenundzwanzig Minuten brannte der Brief in meinen Fingern, in meinen Augen. Ein einfacher, weißer Umschlag. Einfache, blaue Tinte. Zwei einfache, kurze Sätze. Annas Lachen erloschen. Die rote Sonne auf ihrer Brust. Annas Augen verglüht. Die Erde getränkt mit Anna. Der Mandelbaum nur noch ein verkohlter Stamm.

Ein Holzkreuz schreit meine Wut in die Welt. Nicht mal Hoffnung  kann mich bestechen.

Goran legte das Tagebuch auf den Fenstersims. Er ging zum Schreibtisch, öffnete die Schublade und nahm eine Pistole heraus.

Er schaute in die Mündung und suchte nach einer Antwort.

Er hasste das Leben. Das Leben hasste ihn. Er sehnte sich nach dem Tod. Der Tod hasste ihn. Aus der Hosentasche zog er eine Streichholzschachtel. Auf ihr prangte ein Marienbild. In der Schachtel bewahrte er die Pillen auf. Ecstasy, LSD, Schlaftabletten.

Er steckte Maria in den Mund, kaute langsam und schluckte den zähen Brei hinunter.

Das Leben schmeckt nach Tod’ schrieb er mit blutigem Zeigefinger auf die Tischplatte. Er packte die Sanduhr und drehte sie mit zitternder Hand auf den Kopf. Fünfzehn Minuten.


 

Ich schlage diesen Text vor als Friedenstext des Monats,

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4. August 2008 1 04 /08 /August /2008 07:08

  (frei nach Jamie Shea)

Sorry, boys!

Falls wir es gewesen sind,

finden wir das sehr bedauerlich.

Doch wir haben nie gesagt,

dass unsre Hightech-Bomben so was

unterscheiden könnten.

Sind sie einmal ausgeklinkt,

fallen sie ins vorgegebne Ziel.

Oder woanders hin.

Klar, wir sehen das nicht gern.

Sorry, boys.

Falls wir es gewesen sind,

finden wir das sehr bedauerlich.

Doch weshalb fuhr der Fahrer seinen Bus

Auf die anvisierte Brücke?

Meinte er, sein Fahrplan wäre uns bekannt?

Hätte nicht gerade er mit dem Einschlag rechnen müssen?

War doch nicht die erste, die wir trafen.

Und es ist schon über einen Monat Krieg,

Herr Leichtfuß.

54 55

Sorry, boys.

Wenn wir es gewesen sind,

finden wir das sehr bedauerlich.

Doch was taten denn die Toten,

zu verhindern, dass sie tot sind?

Warum unternahmen sie nichts gegen den Diktator,

sondern setzten sich in diesen Bus

Und kamen unsrer Bombe ins Gehege?

Immerhin, so ist der Lauf der Welt:

Wo gehobelt wird, da fallen Späne.

Sorry, boys.

Falls wir es gewesen sind,

finden wir das sehr bedauerlich.

Doch wir haben immer die Glacehandschuhe anbehalten.

Und wir haben uns sogleich entschuldigt,

selbst wenn wirs,

was sehr wahrscheinlich ist,

gar nicht gewesen sind.


Ich schlage diesen Text als "Friedenstext des Monats" vor.

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3. August 2008 7 03 /08 /August /2008 17:10

1

Keine Nachricht. Kein Lebenszeichen.

Kein Anruf, kein Brief, kein nichts.

Keine Rechnung zu begleichen.

Kein Zeichen des Verzichts.

2

Kein Feuer. Keine Rauchsignale.

Keine Trommeln in der Nacht.

Keine Narben. Keine Muttermale.

Kein Hinweis. Kein Verdacht.

3

Kein Pfeil. Kein Pfahl im Fleische.

Kein Auge ausgerissen.

Kein Heulen. Kein Gekreische.

Kein Mensch. Von nichts was wissen.

4

Kein Rätsel. Keine Geheimschrift.

Kein Spiegel. Keine Magie.

Kein Orakel, das immer eintrifft.

Kein Trick. Keine Telepathie.

5

Kein Gruß von der Hure Babel.

Keine Botschaft. Kein Telegramm.

Kein Kuss. Kein Zettel im Schnabel.

Keine Tulpen aus Amsterdam.

6

Kein Funkspruch von fremden Sternen.

Keine Flaschenpost aus dem All.

Keine Weisung, sich unauffällig zu entfernen.

Kein kosmischer Überfall.

 

© Achim Amme

  Ich schlage diesen Text als Friedenstext des Monats vor.

Erschienen in „Wer ist schon gut zu sich selbst,“ Verlag Bert Schlender, Göttingen, 1982

  3. Auflage, Kunstdruck Bartels, Friedland, 1992

 

„Augsburger Friedenssamen“, Eine Anthologie in Wort und Bild,

(Hg.) Bratislav Rakic, Geest Verlag, Vechta-Langförden, 2004

 

„Der Sperling “, Magazin für Literatur und Kunst,

(Hg.) Matthias von Schramm und Robert Zobel,

Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2005

 

 

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3. August 2008 7 03 /08 /August /2008 16:56
   Ich schlage den folgenden Text als Friedenstext des Monats vor:

 

 

Von langer Hand vorbereitet

 

Im Fernsehen annonciert:

das Spiel wird geführt,

schon lange geplant

und als gerecht erkannt.

 

Man ist gespannt

Fußball,

Tennis oder Golf,

welches hätten Sie genannt?

 

Sie gingen zum Golf

aber nicht zum Spielen.

Sie sind zum Töten gegangen

und wir sind vor’m TV gefangen.

 

df

 

A game well prepared

 

Announced through television

the game will start right now

a game well prepared

and justfied long before.

 

They keep to be excited

football,

tennis or golf

what would you have suggested?

 

They went to the Gulf

but not for playing

they went to murder

and we’re trapped in front of the TV.

 

From French

 

Un colpo ben preparato

 

E’ stato annunciato alla televisione

che il gioco sta per cominciare!

Un colpo ben preparato

e giustificato da molto tempo.

 

Avete tutto il tempo per scomettere:

una partita di calcio,

di tennis o di golf,

quale preferite?

 

Sono andati nel Golfo

Pero’ invece di pensare a giocare

sono andati per ammazzare.

E noi possiamo guardare lo spettacolo alla televisione.

 

 

 

Un golpe bien preparado

 

Anunciado en television

el juego puede empezar

un golpe bien preparado

desde hace tiempo justificado.

 

Se tiene tiempo de pronosticar

un partido de futbol

de tenis o de golf

cual es su preferido

 

Se fueron al golfo

pero sin quere jugar

se fueron para matar

y podemos assitir

delate la television.

S.M.

 

Un coup bien préparé

 

Annoncé à la télé

Que le jeu va bientôt commencer,

Un coup bien préparé

Depuis longtemps justifié.

 

On a le temps de deviner,

Un match de foot,

Tennis ou bien de golf,

Lequel vous préférez ?

 

Ils sont allés au Golfe

Mais loin de vouloir jouer,

Ils sont allés pour tuer

Et nous pouvons assister à la télé…

 

 

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2. August 2008 6 02 /08 /August /2008 04:59

Frei nach einer alten Ballade

Hat der gute Gott im Himmel

Sich doch einmal wegbegeben,

Und nun soll das Welt-Getümmel

Auch nach meinem Willen leben.

Seine Wort' und Kraft

Merkt' ich und den Brauch.

Dank der Wissenschaft

Tu ich Wunder auch.

Lasst euch nutzen,

Elektronen

Und ihr Ionen,

Dass ich binnen

Kurzer Zeit und ohne Stutzen

Energien kann gewinnen.

Und nun kommet, ihr Atome,

Seid geladen wie noch nie,

Fließt in einem schnellen Strome,

Werdet rasch zu Energie.

Kommt sogleich in Fahrt!

Ohne große Mühen

Bringt den dünnen Draht

In der Lamp' zum Glühen!

Lasst euch nutzen,

Elektronen

Und ihr Ionen,

Dass ich binnen

Kurzer Zeit und ohne Stutzen

Energien kann gewinnen.

Seht, es fließt nun Energie!

Es geschieht, wie ich befohlen.

Sei gelobt, du Batterie

Mit den Plus- und Minus-Polen!

Was sich folgern lässt:

Meine Tat war klug.

Doch ich stelle fest:

Es ist nicht genug!

Ich will gerne

Ohne Mühen

Energien

Rasch erhalten!

Dazu werde ich die Kerne

Der Atome einfach spalten!

Bald ist diese Tat vollbracht,

Jetzt ist gar nichts mehr zu stoppen!

Ich besitz' nun auch die Macht,

Meinen Feind im Krieg zu toppen!

Bomben sollen fliegen,

Oft und massenhaft!

Ja, ich werde siegen!

Spüret meine Kraft!

Doch jetzt reicht es,

Alles sei

Ganz vorbei!

Bomben, schweigt!

Aber das ist gar nichts Leichtes,

Wie sich kurz darauf schon zeigt.

Eine Kettenreaktion,

Die die Kerne weiter spaltet,

Führt zur nächsten Explosion!

Oh, wie wird es abgeschaltet?

Bumm! Es wird zerfetzt,

Was der Herrgott schuf.

Laut und ganz entsetzt

Schallt alsbald mein Ruf:

„Meister, schicke

deinen Rat

und die Tat,

denn du weißt:

Sonst geht deine Welt in Stücke!“

Doch die Antwort Gottes heißt:

„Mensch, ich habe dich gehört.

Einst schuf ich die Erde gut.

Jetzt wird sie von dir zerstört

Durch Gewalt und Waffen-Flut.

Du verlangst nach mir,

Machst es dir sehr leicht.

Aber was ich dir

Alles mitgab, reicht

Aus zum Handeln.

Mensch, bedenk':

Ein Geschenk

Ist das Land.

Schlecht's in Gutes zu verwandeln

Liegt nun ganz in

  deiner Hand.“


Ich schlage diesen Text als "Friedenstext des Monats" vor.

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2. August 2008 6 02 /08 /August /2008 04:51

Alle, die mit der Rüstungsindustrie

ihr großes Geld machen - werden verpflichtet:

nach dem Einsatz ihrer Mordwerkzeuge auf den

"Schlachtfeldern" die Toten zu bergen, auch

deren einzelne Körperteile,

die halbzerfetzten Menschen zu versorgen,

die Kriegswaisen bis mindestens zum 18. Lebensjahr

zu versorgen,

die Trümmer in den Städten zu beseitigen,

sich bei den Völkern zu entschuldigen und

selbstverständlich eigenhändig alle Minen und

Bombenblindgänger zu beseitigen.

Wohnstädten wieder aufzubauen.

Dafür dürfen keine Steuergelder mißbraucht

werden!

Es ist alles eine reine Angelegenheit der

Kriegsgewinner - also auf deren Kosten!!!

Könnten wir uns nicht dafür stark machen,

ein solches Gesetz

weltweit durchzusetzen ???

Ich schlage diesen Text als Friedenstext des Monats vor.

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2. August 2008 6 02 /08 /August /2008 04:50

Es hat geschellt, aber keiner von uns kümmert sich darum. Es

tobt der tägliche Krieg im Klassenzimmer. Es ist laut. Einige

schreien herum, oder lachen. Irgendwo hört jemand Musik. Der

Streber wird wieder von den anderen Jungs gepiesackt. Warum

nicht? Ist sonst ja keiner da!

Niemand sitzt auf seinem Platz oder kramt Bücher raus. Wofür

auch? Überall liegen Trinktütchen, Papier oder Essensreste herum.

Pünktlich betritt die Lehrerin das Zimmer. Sie wird mit Kreide

beworfen, doch die scheint das nicht zu merken, oder ignoriert

das einfach. Ist auch besser so.

Sie klatscht in die Hände. „Jetzt setzt euch mal bitte alle hin! Der

Unterricht fängt jetzt an!“ Doch niemand regt sich. Später, nach

vielen Diskussionen, und einigem Hin und Her, laufen die Mädchen

über und bequemen sich hinzusetzen. Es sind meistens die

Mädchen, die kapitulieren. Wer weiß warum?

Dann geht es los. Mit was? Hab ich vergessen. Ich beobachte die

hoch motivierte Lehrerin. Ist neu, hat Ideale. Wie lange noch?

Wie lange wird sie brauchen bis sie resigniert, wie manch anderer,

meist älterer Lehrer, der durch den Gang schlurft und die

Jahre bis zur Rente zählt?

Die Zeit will nicht vergehen. Ich schaue auf die Uhr über der Tür.

Man sieht dort noch den Schmutzrand von einem Kreuz, dass

dort mal irgendwann hing, es aber schon lange nicht mehr tut.

Ich beobachte genau den Sekundenzeiger. Wie das Ticken einer

Zeitbombe, läuft auch die Zeit der Schulstunde ab.

Dann gibt die Alte uns auch noch Hausaufgaben auf. Das hat uns

gerade noch gefehlt, wie ist die denn drauf?

Wir stehen auf, ballen die Hände und brüllen durcheinander. Aus

Protest. Wir demonstrieren gegen die Hausaufgaben.

Wir sollen einen Aufsatz über das Thema „Frieden“ schreiben.

„Scheißfrieden, Mann“, sag ich zu meinem Sitznachbarn. Dann

klingelt es und unsere Proteste gehen in dem allgemeinen Lärm

unter. Die Lehrerin macht sich schnell aus dem Staub. Hat wohl

Angst, wir würden sie lynchen.

Dann geh ich nach Hause. Scheißhausaufgaben. Muss erstmal

checken, was überhaupt „Frieden“ bedeutet. Wen interessiert das

schon, außer der Scheißlehrerin?

Ich googel „Frieden“ und der Computer spuckt mir die Erklärung

mitten ins Gesicht: „Frieden ist ein heilsamer Zustand der Stille.“

Oh Mann, wie langweilig ist das denn? „Frieden ist die Abwesenheit

von Krieg!“ Ich glaube ich schlaf ein! Was bitte, soll ich

darüber schreiben? Hat jemand ‘ne Idee?

Ist wohl alles Friede, Freude, Eierkuchen, oder was? Null Aktion,

null Spannung, null Krawall! Nichts kracht oder wird zerstört. Hm,

mir fällt nichts ein.

Dann schalte ich den Fernseher an. Ich brauche Ablenkung. Ich

zappe mich durch unzählige Kanäle und bleibe bei den Nachrichten

hängen. Eine friedvolle Demonstration eskaliert. Habt ihr

euch mal gefragt warum? Frieden ist nichts Dauerhaftes, Mann.

Letztendlich regiert das Chaos! Voll die krasse Straßenschlacht

geht da ab. Schwarzvermummte gegen Polizisten. Da hat keiner

einen Plan. Voll verschärft! Aber ist lustig zuzusehen. Jemand

karrt dort einen Einkaufswagen mit Pflastersteinen an, als könnte

man die im Supermarkt kaufen. Ich hätte dann mal gerne 100 Kilo

Pflastersteine. Aber gute Qualität, um möglichst viele Bullen platt

zu machen! Geil! Und dann fangen sie an zu werfen. Die Steine

fliegen durch die Luft und hageln auf alles nieder, was sich nicht

rechtzeitig in Sicherheit gebracht hat. Wer da zwischen die Fronten

gerät, hat Pech gehabt.

Ey Alter, ist schon heftig! Aber, hatte ich nicht Recht? Ohne Krieg,

keine Nachrichten. Schon mal dran gedacht wie viel Arbeitsplätze

verloren gingen, wenn es nichts mehr über Krisengebiete zu berichten

gäbe, hä? Oder wie viele Arbeitsplätze alleine die Waffenindustrie

schafft, hä? Und überhaupt!

Und die Friedensindustrie? Gibt es die?

Tja, na ja, aber ganz so asi bin ich auch nicht. Will mal meinen

guten Willen zeigen. Ich raffe mich auf, mein dreckiges Geschirr

in die Spüle zu stellen und leere den Aschbecher. Frieden fängt

im Kleinen an, denke ich. Also warum nicht mit dem Hausfrieden

anfangen? Vielleicht schreib ich ja darüber was.


 

J.L. Erdelmeyer lebt in Berlin als Architektin und Autorin.


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2. August 2008 6 02 /08 /August /2008 04:49

Die Stadt liegt glorreich mir zu Füßen

Rotes warmes Licht getränkt,

Vom Sockel hoch die Helden grüßen,

Ein Lächeln für die Welt geschenkt.

Tausend Steine, tausend Tränen

Pflastern jenen Weg zum Ziel,

Stahlbeton zum Himmel sehnen,

Leere weitet viel zu viel.

Um des Kreises Ehrenmal

Kriegsmaschinen und Geschwader,

Rostend, wartend, tot und kahl,

Versiegt des Krieges kalte Ader.

Ratternd tost es durch den Wind,

Bretter von der Rampe schießen,

Kinder lachen, fröhlich sind,

Niemals wieder Blut vergießen!


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2. August 2008 6 02 /08 /August /2008 04:47

Vier Ecken

Die Tagwelt meines Kindes hat vier Ecken,
in denen kann es sich gekonnt verstecken,
in denen müllt es sich behaglich ein. 

Hier kann es spielen, schmollen, heimlich naschen,
Schätze vergraben aus den Hosentaschen,
und manchmal schläft es dort im Sitzen ein. 

Und wenn dann kleine Freunde es besuchen,
gibt es in einer Ecke Saft und Kuchen,
in die drei anderen verreist man dann. 

Sie sind jetzt Meer, Gebirge oder Wüsten,
wohin sie brummend mit dem Flugzeug düsten,
und wo man sie nicht mehr erreichen kann. 

Vier Ecken braucht das Kind, sich wohlzufühlen,
vier Ecken, um sich mollig einzuwühlen,
benutzt sie bald als Höhle, bald als Nest. 

Ich wünsche ihm für zukünftige Zeiten,
dass man ihm stets die vier Geborgenheiten
In seinen eigenen vier Ecken lässt.


Brigitta Weiss, Bad Lauterberg

Preisträgerin der Friedenslesung 2007

Ich stimme für diesen Text als Friedenstext des Monats.

 

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